Auf den Ausläufern des südlichen Bayerischen Waldes zwischen Ilz und Eselsteinbach bzw. Satzbach, erstreckt sich das Gebiet der Gemeinde Salzweg-Straßkirchen, etwa 5 km von Passau entfernt, auf einer mittleren Höhe von 420 Metern.
Schon vor ca. 3500 Jahren lebten im heutigen Gemeindegebiet Menschen. Erste, durch Keramikfunde belegte Siedlungsspuren aus der Bronzezeit (1800 – 1200 v. Chr.) wurden in Wulzing bei Straßkirchen gefunden. Wie lange diese Siedlung Bestand hatte, läßt sich nicht sagen. Von da bis ins Mittelalter, d. h. für die gesamte Kelten-, Römer- und Bajuwarenzeit, gibt es bis jetzt keine archäologischen Belege für eine weitere Siedlungstätigkeit.
Im Mittelalter wird die enge wirtschaftliche Anbindung der beiden Orte an Passau deutlich. Spätestens seit dem 10. Jahrhundert holten die böhmischen Slawen in Passau das lebenswichtige Salz, das ihrem Land fehlte. Am 19. April 1010 schenkte König Heinrich II., der spätere Kaiser, dem kleinen, reichsunmittelbaren Nonnenkloster St. Maria zu Niedernburg in Passau unter anderem die gesamten Zolleinnahmen des Warenverkehrs nach Böhmen. Diese urkundliche Erwähnung ist die erste zuverlässige Nachricht vom Bestehen eines Handelsweges von Passau durch den “Nordwald” nach Böhmen, der aber vermutlich weit älteren Ursprungs ist. Im Passauischen hieß dieser Weg, der ein Saumsteig und keine Fahrstraße war, im 13. Jahrhundert “via Boemorum”, “Salzweg” oder auch “Schefweg”. Damit war der Weg zu den Schiffen gemeint, mit denen das Salz von Reichenhall bzw. Hallein nach Passau transportiert wurde. Weiträumig besiedelt wurde das Gebiet östlich der Ilz erst, nachdem es durch die erwähnte Schenkung zum “Land der Abtei” geworden war.
Das zum Hochstift Passau gehörende Landgericht Oberhaus besaß seit 1193 die hohe Gerichtsbarkeit (zuständig bei schweren Verbrechen) im Land der Abtei. Zur Ausübung der niederen Gerichtsbarkeit und für die alltäglichen Belange von Rechtspflege und Verwaltung wurde das Land in Ämter eingeteilt und jeweils ein Amtmann sowie ein Richter vom Kloster bestellt. Die ersten urkundlichen Nennungen Salzwegs und Straßkirchens datieren beinahe zeitgleich aus dem frühen 13. Jahrhundert. In einer Urkunde des Hochstifts Passau wird 1209 ein “Olricus Salzweger” als Zeuge erwähnt, und ebenfalls als Zeuge wird 1222 ein “Ulricus Salzweger” genannt. Um das Jahr 1220 wird in einer Passauer Traditionsnotiz ein “Henricus de Strazchirchen” (Heinrich von Straßkirchen) aufgeführt.
Beide Orte waren sowohl in pfarrgeschichtlicher als auch in wirtschaftlicher Hinsicht eng mit der Passauer Ilzstadt verknüpft. Hier bepackten die Säumer am Ufer, das Ilzgestade genannt wurde, ihre Pferde, hier hatten sich auch viele Gewerbetreibende angesiedelt, die vom Salzhandel lebten, vorrangig die sogenannten Schopper, die die Salzschiffe bauten, und die Gastwirte, die Unterkunft und Verpflegung für die Geschäftsleute und Reisenden anboten. Salzweg und Straßkirchen gehörten ursprünglich zum Amt der Propstei St. Salvator in der Ilzstadt. Erst mit der Rodung des Gebietes nördlich der Ilzstadt und dem dadurch verursachten Güterzuwachs Mitte des 15. Jahrhunderts wurde Straßkirchen zur Pfarreifiliale erhoben und damit auch Sitz eines Amtes. Salzweg wurde sowohl in der Seelsorge als auch in Verwaltungsangelegenheiten von Straßkirchen betreut, das bis zur Säkularisation 1803 Amtssitz blieb.
Seit dem frühen 16. Jahrhundert ist für den Saumweg nach Böhmen die Bezeichnung “Goldener Steig” belegt, als Sinnbild für Reichtum, der durch den blühenden Handel auf diesem Weg erwuchs. Die Hauptgüter dieses internationalen Handelsverkehrs waren Salz und venezianische Waren von Passau nach Böhmen, wogegen die Fracht auf dem Rückweg vor allem aus Getreide bestand. Pferderitte und Regenfluten haben den Steig streckenweise tief in den Boden absinken lassen. Diese Hohlwege hießen im Volksmund “Samergrobn”, “Solzgrobn” oder “Grubweg”. Morastige Stellen wurden mit Stämmen bzw. mit gerade gewachsenen, dicken Ästen, den sogenannten “Knüppeln” ausgelegt. Bei Straßenbauarbeiten im Jahr 1980 stießen Arbeiter unweit von Frankldorf auf einen gut erhaltenen Knüppelweg aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Dieser Fund wird im Museum Goldener Steig in Waldkirchen aufbewahrt.
Im 17. Jahrhundert ging der Saumhandel auf dem “Goldenen Steig” erheblich zurück, was zum einen am Dreißigjährigen Krieg lag, der den Warenverkehr behinderte, zum anderen aber an der wachsenden Konkurrenz des bayerischen und österreichischen Salzhandels, der am Land der Abtei vorbeiführte, um auf diese Weise die niedernburgische Maut zu umgehen. 1706 wurde die Einfuhr fremden Salzes nach Böhmen verboten, was den Passauer Salzhandel vollständig zum Erliegen brachte. Der Verbindungsweg zwischen dem Hochstift Passau und Böhmen gewann in der Folgezeit vor allem wegen der ausgedehnten Rodung des “Nordwaldes” und der zunehmenden Besiedlung an Bedeutung, so daß die erforderlich gewordenen Wegebaumaßnahmen aus dem ursprünglichen Pfad eine befahrbare Straße werden ließen. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die “chaussierte Straße” von der Ilzstadt, an Salzweg und Straßkirchen vorbei, über Leoprechting nach Freyung fertiggestellt. Im 19. Jahrhundert wurde diese Straße, die den Verlauf der heutigen Bundesstraße 12 nahm, immer mehr ausgebaut und begradigt.
Bereits 1773 wird eine Schule in Straßkirchen erwähnt. Die Schüler der umliegenden Dörfer und Weiler mußten bis 1910, als Salzweg ein eigenes Schulgebäude erhielt, nach Straßkirchen zum Unterricht. Um 1900 war der Ort Salzweg ein sogenanntes Straßendorf mit ungefähr 10 Anwesen und ca. 200 Einwohnern. Straßkirchen bestand zur gleichen Zeit etwa aus 5 Häusern und 60 Einwohnern. Erst ab der Mitte des 20. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung vor allem in Salzweg, das vor Straßkirchen eine zentrale Wasserversorgung hatte, sprunghaft an. Ausschlaggebend waren einerseits die Nähe zu Passau, die viele Arbeitnehmer aus der Stadt hier siedeln ließ, andererseits die kleinen und mittleren Unternehmen, die in Salzweg einen günstigen Standort fanden. Diese Entwicklung machte die Unabhängigkeit des Ortes auch in seelsorgerlicher Hinsicht notwendig. Nach dem Bau einer eigenen Kirche 1964 wurde die Gemeinde im darauffolgenden Jahr zur Pfarrei erhoben.
Nachdem die benachbarten Orte seit jeher in vielfältiger Weise miteinander verknüpft waren, erfolgte am 1. Januar 1972 im Rahmen der Gebietsreform – auf freiwilliger Basis – der Zusammenschluß der Gemeinden Salzweg und Straßkirchen zur Einheitsgemeinde mit dem Rathaus im ehemaligen Schulgebäude Salzwegs. Damals betrug die Einwohnerzahl beider Gemeinden 3478. Heute liegt sie bei über 6.800 Einwohnern
Das Gemeindewappen
Das Wappen der Gemeinde Salzweg wird wie folgt beschrieben:
Schräglinks geteilt von Silber und Rot; oben ein rotes Salzfaß, unten zwischen zwei silbernen Schrägbalken ein schräg gestellter goldener Lilienstengel.
Die Bestandteile des Wappens wurden wie folgt abgeleitet:
Die zur Gemeinde Salzweg gehörenden Ortschaften lagen im sog. Passauer Abteiland.
Das Kloster Niedernburg hatte die weitaus größte Bedeutung für die geschichtliche Entwicklung Salzwegs. Etwa zwei Drittel der Anwesen standen im Besitz des Klosters.
Aus diesen geschichtlichen Gegebenheiten wird der Lilienstab abgeleitet, der als Sinnbild auf den Siegeln des Konvents seit dem 13. Jahrhundert neben der
Madonnendarstellung erscheint.
Ein Teil der obengenannten Güter kamen im 14. Jahrhundert aus dem Besitz der Passauer Ministerialfamilie von Urleinsberg an das Kloster. Das Wappen der Urleinsberger zeigt zwei Schrägbalken, die ebenfalls eingearbeitet wurden. Das Salzfaß gibt einen Hinweis darauf, daß der Säumerweg nach Böhmen durch Salzweg verlaufen ist. Die Farben Rot und Silber deuten auf das Wappen des früheren Hochstifts Passau hin.